Mit der erfolgreichen UV-CIPP-Sanierung einer Trinkwasserleitung mit dem SAERTEX-LINER® H2O konnte im Juni 2023 die Trinkwasserversorgung von rund 900.000 Familien in Santo Amaro sichergestellt werden. Die 520 Meter lange, sanierungsbedürftige Trinkwasserleitung DN 873 befindet sich einem stark befahren Gebiet in Santo Amaro, das im südlichen Teil von São Paulo liegt.
Für die Wasserversorgung sowie Abwassersammlung und -behandlung in den 375 Gemeinden von São Paulo ist das Unternehmen Sabesp verantwortlich. In Santo Amaro, dem Hauptzentrum im Süden von São Paulo ist im Juni 2023 eine Sanierung einer Trinkwasserleitung erfolgt, um weiterhin die Trinkwasserversorgung von rund 900.000 Familien sicherzustellen. Charakteristisch für Santo Amaro sind seine Kleingärten mit besonderen Blumen und der Largo Treze de Maio, wo Straßenhändler ihren Geschäften nachgehen. In der letzten Zeit haben sich darüber hinaus immer mehr große Büros und Bankzentralen angesiedelt.
Um die Versorgung der vielen Menschen in Santo Amaro weiterhin zu gewährleisten und aufgrund eines großen Lecks war es notwendig, eine bestehende Trinkwasserleitung aus Polyethylen mit einer Nennweite von DN 873 und einer Länge von 520 Metern wieder instand zu setzen. Bereits vor acht Jahren ist diese Leitung im Sliplining-Verfahren instandgesetzt worden. Das Versagen einer Schweißnaht hat zu einem neuen Leck geführt. Um Wasserverluste zu vermeiden und einem vollständigen Brechen der Trinkwasserleitung vorzubeugen, war eine erneute Sanierung unausweichlich. Sabesp hat dabei besonders großen Wert darauf gelegt, die Problematik diesmal langfristig zu lösen. Eine besonders große Herausforderung für das Sanierungsprojekt stellte dabei der Leitungsverlauf mitten durch ein stark befahrenes Mischgebiet dar. Bei der baulichen Maßnahme sollten sowohl die Anwohner also auch die bestehende Infrastruktur und der Straßenverkehr so wenig wie möglich beeinträchtigt werden.
Entscheidung für UV-CIPP
Ganz zu Anfang des Projekts hat der Netzbetreiber Sabesp die möglichen Sanierungstechniken mit Expertenteams analysiert und sich für die grabenlose Sanierung als bestmögliche Wahl entschieden. Eine offene Bauweise schied aus, da sie die Umgebung in mehrfacher Hinsicht stark beeinträchtigt hätte. Dafür wäre das Aufreißen der Straßen und Gehwege mit immensen Verkehrsbeeinträchtigungen sowie hohem Schmutz- und Lärmaufkommen unvermeidlich gewesen. Eine weitere große Sorge bei der Wahl des richtigen Verfahrens bestand darin, dass das System aus drei parallel verlaufenden Trinkwasserleitungen besteht. Da nur die Leitung mit dem Leck saniert werden musste, waren die beiden anderen Leitungen mit voller Kapazität ausgelastet, um auch während der Arbeiten die volle Wassermenge in die Region zu transportieren. Wenn eine der anderen Trinkwasserschädigungen beschädigt worden wäre oder im schlimmsten Fall ganz ausgefallen wäre, hätte Santo Amaro nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt werden können. Aus diesem Grund war eine Sanierung in kurzer Zeit und mit minimalen Auswirkungen auf die Umwelt entscheidend für den Erfolg des Projekts.
Gut geplant ist halb gewonnen
Den Zuschlag für das Projekt erhielt das brasilianische Unternehmen Sanit Engenharia, das auf die Ausführung grabenloser Rohrsanierungen spezialisiert ist in Kombination mit dem SAERTEX-LINER H2O von SAERTEX multiCom. Dieses Produkt ist weltweit in über 14 Ländern zugelassen und bereits in mehr als 400 Installationen erfolgreich zum Einsatz gekommen. Der SAERTEX-LINER H2O ermöglicht es, die Vorteile des grabenlosen Cured-in-Place-Pipe-Verfahrens auch auf Druckleitungen zu übertragen. Dieser enganliegende, unabhängige GFK-Schlauchliner übernimmt interne und externe Lasten, hält bis zu 33 bar stand und ist ein Klasse A (DIN EN ISO 11295) bzw. ein Klasse IV (AWWA M28) Liner. Neben einer wirtschaftlichen und nachhaltigen Lösung spielte für die Installation auch das Thema Projektsicherheit eine entscheidende Rolle. Durch das Leck in der Leitung lag schließlich ein erhöhter Zeit- und Erfolgsdruck auf dem gesamten Team, um die entstehenden Wasserverluste und die Gefahr eines endgültigen Bruchs der Leitung durch das Leck schnellstmöglich einzudämmen. Da es sich um ein besonders umfangreiches Projekt handelte, waren viele Experten aus den unterschiedlichen Organisationen an den Planungen beteiligt.
Felipe Montuori, SAERTEX multiComs Managing Director LATAM war von den ersten Planungen bis zum erfolgreichen Abschluss in das Projekt eingebunden, um es mit seiner Erfahrung möglichst zielgerichtet und wirtschaftlich durchführen zu können. Bereits Anfang 2023 haben alle Projektbeteiligten damit begonnen, sich intensiv auf die Maßnahme vorzubereiten und sind in regelmäßigen Austausch miteinander getreten. So ließen sich bereits zu diesem frühen Zeitpunkt in der Planungsphase des Projektes viele Fragen und Probleme klären – gut geplant ist schließlich halb gewonnen.
Ein besonderer Vorteil dieses Projekts bestand darin, dass die Projektbeteiligten bereits im Vorfeld andere Projekte gemeinsam erfolgreich realisiert hatten und die ausführende Firma Sanit Engenharia zudem auf die grabenlose Sanierung von Druckleitungen spezialisiert ist. Mit Schulungen des technischen Teams des Netzbetreibers Sabesp zum gesamten Ablauf des Sanierungsprozesses und technischen Auffrischungen des Sanit Engenharia Teams konnte Felipe Montuori die Planungsphase mit einem frisch geschulten Team abschließen.
Bevor die Baumaßnahmen vor Ort beginnen konnten war es außerdem wichtig, dass sich alle verantwortlichen Stellen einen umfassenden Eindruck von sämtlichen Gegebenheiten entlang der Sanierungsstrecke gemacht haben. Dazu zählten die Geländeverhältnisse, das Verkehrsaufkommen, die nachbarschaftliche Bebauung sowie die vorhandenen Lagermöglichkeiten. Zu diesem Zweck fanden vorab Ortsbegehungen unter Beteiligung des Bauherrn, der ausführenden Firma und der Lieferanten statt. So konnte das Team mögliche Herausforderungen vor Ort bereits frühzeitig in Betracht ziehen und entsprechende Lösungen erarbeiten.
Die letzten Herausforderungen
Zunächst musste das Team geeignete Plätze für die Baugruben finden und diese möglichst klein anlegen, um den Verkehr so wenig wie möglich zu beeinflussen. Dafür wurden die bestmöglichen Standorte für die Gruben ermittelt. Der gesamte Sanierungsabschnitt wurde in diesem Zuge in vier Abschnitte mit Längen von 109 bis 172 Metern unterteilt. Für die Installation des speziell für die Anwendung in Trinkwasserleitungen zugelassenen GFK-Schlauchliners wurden in diesen definierten Teilabschnitten der Sanierungsstrecke fünf Baugruben mit einer Tiefe von mehr als 6 Metern erstellt. Darüber hatte das Installationsteam den Zugang zum System und konnte alle notwendigen Arbeiten durchführen. Gerade zu Beginn der Arbeiten hat der Wettergott es nicht gut gemeint – starke Regenfälle haben dazu geführt, dass die Aushubarbeiten und die Trockenlegung der Baugruben länger gedauert haben als geplant. Selbst über die örtlichen Wetterlagen war das Team immer optimal informiert, da ein meteorologisches Unternehmen beauftragt war, täglich aktuelle Berichte und Prognosen zur Verfügung zu stellen.
Lange Transportfahrten für sämtliches Baustellenequipment konnten durch einen nahe gelegenen Lagerstandort vermieden werden. Außerdem hat das Projektteam einen Großteil der Arbeiten über Nacht durchgeführt. Daraus ergaben sich gleich mehrere Vorteile: geringere Auswirkungen auf den Verkehr und die Anwohner, Schutz vor Sonnenlicht und schnellere Transportmöglichkeiten des gesamten Equipments vom Lager zur Baustelle in der Nachtzeit.
Um die Einwohner rechtzeitig zu informieren, hat die Installationsfirma vorab Flugblätter in der gesamten Nachbarschaft verteilt. Zusätzlich waren sämtliche Verkehrsbehörden, Busunternehmen und die lokalen Medien informiert. Für den Zeitraum der Arbeiten erfolgte eine Beschilderung der Straßen, die alle Verkehrsteilnehmer auf die Baustelle aufmerksam gemacht haben.
Letztendlich waren die Einschränkungen des Verkehrs minimal. Lediglich in einem Abschnitt war es notwendig, eine Buslinie umzuleiten und eine Bushaltestelle vorübergehend zu schließen, damit die Sanierung der Trinkwasserleitung durchgeführt werden konnte.
Die erfolgreiche Installation
Die Installationen der vier SAERTEX-LINER H2O in Santo Amaro wurden durch das erfahrene Installationsteam von Sanit Engenharia durchgeführt. Auch Felipe Montuori war vor Ort, um bei der Sanierung der vier Bauabschnitte bei einer Vielzahl von Projektschritten zu unterstützen.
Die wesentlichen Installationsschritte im Überblick:
- Vorbereiten des Altrohres und optische Inspektion
- Einziehen des mit Harz vorimprägnierten Schlauchliners
- Aufstellen und Kalibrieren des Liners
- Aushärtung des Liners mit UV-Licht
- Anbinden der Linerenden mittels Linerendmanschette
- Qualitätssicherung: Probenentnahme, optische Kontrolle und Dichtheitsprüfung
Nach dem Einzug des mit styrolfreiem harzgetränkten GFK-Liners erfolgte die Aushärtung mit UV-Licht. Ein wesentlicher Vorteil des UV-CIPP-Verfahrens liegt in der kontinuierlichen digitalen Kontrolle sämtlicher Prozessparameter über den gesamten Aushärtungsprozess hinweg. An der UV-Lichtquelle integrierte Kameras und Sensorik liefern Echtzeitdaten an die Steuerzentrale des Sanierungsfahrzeugs vor Ort. Dies ermöglicht ein Höchstmaß an Verfahrenssicherheit.
Wiederherstellung der Trinkwasserversorgung
Der fachgerechte und druckdichte Übergang zwischen dem SAERTEX-LINER H2O und dem Altrohr erfolgte mittels CipJoints von Nova Siria und Linerendmanschetten von Amex Sanivar. Die Aufnahme des in diesem Fall vorhandenen maximalen Betriebsdrucks von 6 bar ist so problemlos langfristig möglich. Abschließend wurde die Druckprüfung erfolgreich gemeistert und einer Wiederinbetriebnahme der Trinkwasserversorgung dieses Leitungsabschnitts in Santo Amaro stand nichts mehr im Wege.
Insgesamt blickt das Team am Ende des Projekts auf sechs intensive Monate zurück:
- Drei Monate für die Planung
- Zwei Monate für die Aushubarbeiten, sämtliche Vorbereitungen und die internationale Logistik
- Ein Monat für die Ausführungen vor Ort
Besonders hervorheben möchte ich den längsten Abschnitt von 172 Metern, bei dem die Aushärtezeit etwas mehr als sieben Stunden betragen hat. Wir konnten den gesamten Abschnitt innerhalb von nur 18 Stunden fertigstellen. Darin sind alle Arbeitsschritte wie Beschilderung, Verkehrsumleitung, Transport von Material und Equipment zur Baustelle, Einrichten der Baustelle, Reinigung des Altrohrs, CCTV-Inspektion, Einbau des SAERTEX-LINERS H2O sowie die Anbindung der Linerenden berücksichtigt“, hebt Felipe Montuori die enorme Zeitersparnis des UV-CIPP-Verfahrens hervor.
Ebenfalls entscheidend für den erfolgreichen Abschluss der Sanierungsmaßnahme waren die gute Zusammenarbeit sowie das Know-how aller Projektbeteiligten, die schon über jahrelange Erfahrungen und Schulungen im Bereich der grabenlosen Rohrsanierung von Trinkwasserleitungen verfügen.
Technologie mit vielen Vorteilen – zugelassen in mehr als 14 Ländern weltweit
UV-aushärtende GFK-Schlauchliner sind bereits seit Jahrzehnten in der grabenlosen Rohrsanierung im Abwasserbereich etabliert. Seit einigen Jahren werden sie auch zunehmend im Trinkwasserbereich eingesetzt. Hygienisch, nachhaltig und projektsicher – GFK-Liner müssen bei der grabenlosen Sanierung von Trinkwasserleitungen höchsten Qualitätsansprüchen genügen. Schließlich sichern sie die Trinkwasserversorgung für viele Menschen. Dabei werden an Trinkwasserleitungen Anforderungen gestellt, die weit über den Rahmen von Freispiegelleitungen hinausgehen. Sie müssen dauerhaft einem Nenndruck von bis zu 16 bar standhalten und hohe hygienische Standards erfüllen.
Der SAERTEX-LINER H2O wird im ISO 9001 und ISO 14001 zertifizierten Werk am Hauptstandort von SAERTEX multiCom in Saerbeck (Deutschland) hergestellt. Dort wird das Produkt von den textilen Verstärkungsmaterialien aus Glasfasern bis zum harzgetränkten GFK-Schlauchliner produziert. Dabei erfolgt der gesamte Verarbeitungsprozess von der Herstellung der Trockenware über die Imprägnierung bis hin zur Lagerung unter höchsten technischen und hygienischen Standards für den Einsatz im Trinkwasserbereich. So verfügt der SAERTEX-LINER H2O inzwischen über Zulassungen in mehr als 14 Ländern für den Einsatz in Trinkwasserleitungen – darunter Deutschland, USA, Brasilien und China.
Bei einer Sanierung im UV-CIPP-Verfahren handelt es sich um eine Technologie, die enorme Vorteile gegenüber anderen Sanierungsverfahren bietet:
Nachhaltig
Die grabenlose Rohrsanierung mit UV-härtenden GFK-Schlauchlinern ermöglicht eine umweltfreundliche Sanierung von Rohrleitungssystemen. Neben einer geringeren Lärmbelastung und minimierten Erdarbeiten entstehen bei der grabenlosen Rohrsanierung bis zu 70 Prozent weniger CO2 als bei der offenen Bauweise. (GSTT no11, 2016, "Comparison...").
Wirtschaftlich
Der Wegfall von Erdarbeiten bringt immense Kosten- und Zeiteinsparungen mit sich. So konnte der 172 Meter lange Sanierungsabschnitt in Santo Amaro schon nach 18 Stunden fertig gestellt werden.
Sicher
Eine UV-CIPP-Sanierung ist ein zertifiziertes Verfahren für Freispiegel- und Druckleitungen. Sie ermöglicht eine zuverlässige Wiederherstellung von Betriebssicherheit, Dichtheit und Standsicherheit mit einer Zustandsverbesserung des gesamten Leitungsabschnitts.
Schonend
Die Umwelt rund um den Baustellenabschnitt wird bei einer grabenlosen Sanierung weitestgehend geschont, da diese Technologie lediglich geringfügige Beeinträchtigungen des Straßenverkehrs sowie geringe Belästigung durch Lärm, Schmutz oder Geruch nach sich zieht. Außerdem können Baumwurzeln angrenzender Bäume erhalten bleiben.
SAERTEX multiCom Autoren
Felipe Montuori (Managing Director LATAM)
Daniel Almeida do Nascimento (Technical Sales LATAM)
Michelle Kammler (Global Marketing)